Mittwoch, 22. November 2017

Die Moderne Galerie Saarbrücken ist seit 18.11. wieder röffnet. Nach jahrelangem Umbau, viel Hickhack paar 20 Millionen und wird gefeierte. Hier die Bilder von vorhin Bescheiden. Es wird immer wieder betont, dass der Eingang wieder dort ist, wo er immer war. Sieht aus und fühlt sich an wie Hinterhof...






























Dienstag, 21. November 2017

Wer stoppt diesen Irren?


Dieser Mensch kennt seine Grenzen nicht. Er ist der Grüßaugust unseres Landes. Mehr nicht. 
Dieses ... maßt sich Kompetenzen an, die ihm nicht zustehen. Er ist zwar schon in der geschlossenen, glaubt (?) aber er sei der Dienstvorgesetzte der Vorsitzenden der im Bundestag vertretenen Parteien.

Mittwoch, 8. November 2017

Wer ist der Feind?
Bei Illner endlich verdeutlicht. In der Produktwerbung verboten, aber es geht ja um einen guten Zweck. Und bekanntlich heiligt der die Mittel. Achten Sie mal auf Flintenusch.
So geht Propaganda. Nicht so plump, elegant, wie die Illner selber...

Sonntag, 29. Oktober 2017

Aus gegebenem Anlass.
Der Faschismus bedroht Deutschland. Ausgerechnet vom Bundestag geht die Gefahr aus. Richtiger von einer Fraktion im Deutschen Bundestag. Da wird heftig den Anfängen gewehrt.

Kann für ein Glaubenssystem, das keine Religionsfreiheit gewährt, das Grundrecht der Religionsfreiheit aus Artikel 4 Grundgesetz gelten?
"Der Islam ist eine Konstruktion, die selbst die Religionsfreiheit nicht kennt und die sie nicht respektiert. Und die da, wo sie das Sagen hat, jede Art von Religionsfreiheit im Keim erstickt. Und wer so mit einem Grundrecht umgeht, dem muss man das Grundrecht entziehen"
Diese Frage des AfD-Bundestagsabgeordnete Albrecht Glaser hat dazu geführt, dass er nicht zum Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages gewählt wurde.
Das Tanzschultöchterlein Katrin Göring-Eckardt konnte Glaser noch toppen. Mit beachtlicher intellektueller Minderleistung erwiderte sie , „Glaser erkennt das Grundgesetz nicht an". Weshalb die Grünen-Fraktion ihn nicht zum Bundestagsvizepräsidenten wählen könne.“
Solch eine Position kann aber durchaus von jemandem bekleidet werden, der/die sich „nie wieder Deutschland“ wünscht. Oder Deutschland als ein Stück Scheiße bezeichnet.

Der Islam in all seinen Ausprägungen ist keine Religion der Beliebigkeit, wie die protestantisch evangelische Kirche sich präsentiert. Da geht es rur Sache. Dort, wo der Islam Staatsreligion ist, gibt es keine Glaubensfreiheit. Und auf Apostasie, den Abfall vom Islam, steht laut Scharia die Todesstrafe.
Das muss man aber als Ex-Präses*in des Evangelischen Kirchentages nicht wissen.
Dies Dame, die sich völlig zurecht den Handkuss des Herrn Kubicki verbeten hat! (Wer ist hier der/die Bürgerliche?) Die Regelung ist eindeutig: Handkuss unter freiem Himmel geht gar nicht.

Den Machern der ZDF-Sendung „aspekte“ ist in ihrer Sendung vom 27.10.17 ein bemerkenswerter Spagat gelungen. Im Bericht über die „Brigades des mères“ kommt der Journalist Mohamed Sifaoui zu Wort: „Die muslimische Religion wird völlig unterhöhlt vom politischen Islam. Die Predigten die in den meisten Moscheen gehalten werden sind nicht spirituell oder religiös, sondern ganz klare politische Botschaften.“ … realistischerweise werden wir eine ganze Generation lang mit dem Islamismus zu kämpfen haben.“

Im darauf folgenden Beitrag wurde der Autor Per Leo und sein neues Buch „Mit Rechten reden“ vorgestellt. Am Beispiel Glasers will Herr Leo verdeutlichen, wie mit Rechten zu reden sei. Er sagt:“ … Glaser, ausgerechnet dieser Kandidat. Aber genau da setzt die Differenzierung ein, das wir sagen...wir müssen uns nicht von euch jeden Kandidaten vorsetzen lassen, und das ihr uns ausgerechnet diesen Kandidaten vorsetzt, der der genau das über den Islam gesagt hat, das ihr ausgerechnet diesen Kandidaten präsentiert habt, das müssen wir nicht akzeptieren. Also präsentiert einen Anderen oder er soll widerrufen. Das ist eine Provokation auf die wir uns nicht einlassen müssen.“
Da wurden aber schon ganz andere zum Widerruf aufgefordert, mir fallen gerade Galileo und Luther ein. Aber doch von ganz anderen Autoritäten kommt dies Verlangen. Ich denke Her Glaser wird vor Herrn Leo nicht kuschen.

Wer hier wo Obacht geben sollte, wird vielleicht am kometenhaften Aufstieg des Recep Tayyip Erdogan deutlich.
Hier das Gedicht für das er in der damals noch laizistischen Türkei in den Knast ging.

Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“



Donnerstag, 3. August 2017

Bisschen Gedächtnis auffrischen

Aus braunem Geist erschaffen

Die Bundeswehr wurde von Generälen Hitlers von Anfang an als Aggressionsarmee aufgebaut. Es ging und geht um die Verwirklichung der Expansionsziele des deutschen Imperialismus

Von Gerhard Feldbauer
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»Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen«, heißt es im gültigen Traditionserlass der Bundeswehr von 1982, der die Bezüge auf Hitlers Armee zurückweist. Das von der Wehrmacht verwendete »Schwarze Kreuz« gilt leicht verändert dennoch weiterhin als Hoheitszeichen der Bundeswehr …
Gerhard Feldbauer schrieb an dieser Stelle zuletzt am 1. November 2016 über die Errichtung der faschistischen Diktatur in Italien durch Benito Mussolini
Um den in jüngster Zeit wieder bekannt gewordenen Zuständen über die braune Vergangenheit ihrer Truppe zu entgegnen, behauptete Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, der Widerstand der Offiziere um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 das Attentat gegen Hitler ausführte, sei das Fundament der Bundeswehr seit ihrer Gründung im Jahre 1955. Mit dieser infamen Lüge betätigt sich von der Leyen als Geschichtsfälscherin. Denn außer einer 1961 im baden-württembergischen Sigmaringen nach Stauffenberg benannten Kaserne, die 2014 aufgelöst wurde, spielte dieser in der Traditionspflege der Bundeswehr bisher kaum eine Rolle. Im Gegenteil berief sich noch 2010 ein vom Heeresamt der deutschen Streitkräfte herausgegebenes Handbuch mit »Hilfen für den Gefechtsdienst« fast ausschließlich auf Operationen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Angeführt wurde dort unter anderem SS-Obersturmbannführer Paul Karl Schmidt (Paul Carell), bis 1945 ­Pressechef im Auswärtigen Amt Joachim von Ribbentrops. Und auch das mittlerweile im »Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften« aufgegangene »Militärgeschichtliche Forschungsamt« der Bundeswehr bezog sich in einem »Wegweiser« für die deutschen Besatzungstruppen in Afghanistan positiv auf Hitler-Militärs. Über den glühenden Antisemiten und Afghanistan-Reisenden Oskar Ritter von Niedermayer hieß es dort, er repräsentiere die »guten deutsch-afghanischen Beziehungen« vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der Geist und die Praxis der Armee, deren Aufstellung schon kurz nach der Entstehung der Bundesrepublik eingeleitet wurde, wurde von ihren Gründervätern bestimmt. Zu ihnen gehörte Hitler-General Hasso von Manteuffel, der im November 1949 Bundeskanzler Konrad Adenauer eine Studie zur Aufstellung einer Armee aus kriegserfahrenen ehemaligen Wehrmachtssoldaten übergab. Im August 1950 übernahm der frühere General der Panzertruppen, Gerhard Graf von Schwerin, die zentrale Planung. Zwei Monate später beauftragte Adenauer seinen Parteifreund, Wehrmachtsoberstleutnant Theodor Blank, das nach ihm benannte Amt zur Leitung des Aufbaus einer neuen Wehrmacht zu bilden. Im Juni 1955 – sieben Monate vor den entsprechenden Maßnahmen in der DDR – wurde es zum Verteidigungsministerium. Im Bundestag gab Blank die geplante Stärke der Streitkräfte mit 370.000 Mann beim Heer, 70.000 bei der Luftwaffe, 24.000 bei der Marine und 40.000 Soldaten bei der Territorialarmee, der bis 1969 bestehenden, vierten Teilstreitkraft, bekannt. Es wurden weitere 44 ausgewählte ehemalige Wehrmachtsgeneräle eingestellt, vorwiegend Generalstabsoffiziere, kommandierende Generäle oder Divisionskommandeure, die bis 1945 zur jüngeren Wehrmachtselite gehört hatten. Adolf Heusinger und Hans Speidel wurden zu Generalleutnanten ernannt. Alle 104 zu dieser Zeit in der Bundeswehr aktiven Generäle und Admirale hatten unter Hitler gedient.

Militaristen und Nazis

Zu den Gründungsvätern der Bundeswehr zählten fanatische Militaristen wie Heinz Trettner, Johann Adolf Graf von Kielmansegg oder Karl-Adolf Zenker. Hermann Görings Jagdflieger in der Legion »Condor«, Johannes Trautloft, baute die Bundesluftwaffe mit auf. Er wurde kommandierender General der Luftwaffengruppe Süd und erhielt zum Spanienkreuz in Gold das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern. Er gründete die Traditionsgemeinschaft »Legion Condor«, deren Wirken, »der bundesdeutschen Jugend als Vorbild dienen« sollte. In seinen Memoiren »Als Jagdflieger in Spanien« ist von »uralten Jagdinstinkten«, die durchgebrochen seien, die Rede. Nach Tieffliegerangriffen auf Toledo beschrieb er, wie MG-Garben in den Feind einschlugen und Lastwagen sich überschlugen. »Wohl nichts vermag den Soldaten tiefer zu befriedigen als der Anblick einer kopflosen, panischen Flucht des Feindes.«
Zum Vergleich sei angeführt, dass in der Nationalen Volksarmee und vorher der Kasernierten Volkspolizei der DDR (denen man gerne vorwirft, sie wären ebenfalls mit einem hohen Anteil an Angehörigen der Wehrmacht aufgebaut worden), zwischen 1948 und 1958 neun Wehrmachtsgeneräle dienten. Von den über 18.000 Offizieren waren 1956 nur noch rund 540 zuvor bei der Wehrmacht gewesen. 1959 waren es noch 163. Bis 1964 reduzierte sich deren Zahl im aktiven Dienst auf 67. In der BRD kam dagegen noch 1979 jeder zweite der 215 aktiven Generäle und Admirale aus der Wehrmacht. Ganz zu schweigen vom entgegengesetzten Geist, der in beiden Armeen herrschte.
Wehrmachtsoffiziere gibt es in der Bundeswehr heute nicht mehr. Das Problem hat sich auf biologische Weise gelöst. Geblieben ist die unbewältigte braune Vergangenheit, von der Kasernennamen, Lieder und andere Traditionen sowie der an neue Generationen weitergegebene faschistische Ungeist, der sich immer wieder bemerkbar macht, zeugen. Das zeigte sich auch, als 1990 mit dem Anschluss der DDR 299 Namen insbesondere von Antifaschisten getilgt wurden, nach denen zuvor Kasernen benannt gewesen waren, darunter Rudolf Breitscheid, Wilhelm Leuschner, Harro Schulze-Boysen, Arvid Harnack. Und »natürlich« Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Zu ihnen gehörte auch der Name des Kommunisten Hans Beimler, der nach der Flucht aus dem KZ Dachau zur Verteidigung der Republik gegen die Franco-Faschisten und ihre deutschen Helfershelfer nach Spanien ging, wo er am 1. Dezember 1936 vor Madrid fiel.

Kriegsverbrecher

Mit ihrem alten Truppenabzeichen, dem Edelweiß dagegen wurde die 1. Gebirgsdivision in die Bundeswehr übernommen. Der frühere bayerische Ministerpräsident, Edmund Stoiber, der seinen Grundwehrdienst bei den Gebirgsjägern abgeleistet hatte, lobte »ihre Leistungen in Vergangenheit und Gegenwart«. Zu diesen »Leistungen« gehören die im September 1943, nach dem Ausscheiden Italiens aus dem faschistischen Bündnis mit Hitlerdeutschland, auf der griechischen Insel Kefalonia an ihre Entwaffnung verweigernden italienischen Soldaten und Offizieren begangenen Kriegsverbrechen. Als die Division »Acqui« am 22. September kapitulierte, wurden der Divisionskommandeur und 189 Offiziere sowie über 5.000 Soldaten niedergemetzelt. Der Freiburger Militärhistoriker Gerhard Schreiber betonte in seinem Buch »Deutsche Kriegsverbrechen in Italien«, es habe sich um »eines der abscheulichsten Kriegsverbrechen in der Geschichte des Zweiten Weltkrieges« gehandelt. Der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg stellte fest, die italienischen Truppen, die sich der Entwaffnung widersetzten, »erfüllten hinsichtlich ihres Status als Kriegführende alle Bedingungen der Haager Konvention«. Der kommandierende General des XXII. Gebirgsarmeekorps, Hubert Lanz, wurde 1948 in Nürnberg als Kriegsverbrecher zu zwölf Jahren verurteilt. Er büßte davon nur fünf ab.
Bei der 1. Gebirgsdivision der Bundeswehr reihte man Lanz ohne mit der Wimper zu zucken in die eigene Traditionslinie ein. Major Reinhold Klebe, unter dessen Kommando in Kefalonia 400 Gefangene ermordet wurden, brachte es als Oberstleutnant sogar bis zum Standortältesten von Mittenwald. In der Zeitschrift Die Gebirgstruppe rühmte er den Einsatz auf der griechischen Insel »als eine große Leistung deutscher Truppen im Gebirgskrieg«. Der erste Generalstabsoffizier der Edelweiß-Division Hitlers, Karl Wilhelm Thilo, wurde Drei-Sterne-General. Unter den unzähligen deutschen Verantwortlichen für Kriegsverbrechen, die straffrei ausgingen, befanden sich auch 300 Gebirgsjäger, gegen die 1972 die Ermittlungen eingestellt wurden. Der frühere Wehrmachtsoberst Albert Schnez, der zum Generalleutnant und Heeresinspekteur der Bundeswehr aufstieg, forderte noch im Dezember 1969 öffentlich, die »Kampfbataillone und -kompanien des letzten Krieges« als »Vorbild« der Bundeswehr anzuerkennen.

»Kriegsschule Vietnam«

Die große Stunde kam für die Bundesrepublik und ihre neue Wehrmacht mit dem Krieg der USA gegen Vietnam. Nach zwei verheerenden Niederlagen in von ihm angezettelten Weltkriegen wollte sich der deutsche Imperialismus als Hauptverbündeter der USA profilieren, seine Rolle in der NATO stärken, die Aufhebung noch vorhandener Rüstungsbeschränkungen durchsetzen sowie Mitspracherechte und Verfügungsgewalt über Atomwaffen erlangen. Im Rahmen der US-Strategie des »Rollback« des Sozialismus konnte die Bundesrepublik ihre eigenen revanchistischen Expansionsziele, die sich auf die DDR und andere »verlorene« Ostgebiete erstreckten, vertreten und, wie Die Welt am 23. Mai 1964 schrieb, dazu in Vietnam »lernen, wie heute Kriege geführt werden«. In der Zeitschrift Wehr und Wirtschaft, sprach man im August 1965 von der »Kriegsschule Vietnam«, dem »Probefall Vietnam«, der zu »waffentechnischen Überlegungen« anrege und Erfahrungen beispielsweise darüber vermittle, wie heute »taktischer Luftkrieg am besten« geführt werde. Die Welt empfahl am 11. August 1965, sich angesichts anhaltender Niederlagen der US-Armee »an die grobe Faustregel des Panzergenerals Guderian (zu) halten: nicht kleckern, klotzen!« Bundespräsident Heinrich Lübke, am Bau der faschistischen Konzentrationslager beteiligt, gratulierte US-Präsident Lyndon B. Johnson zu den ersten Terrorangriffen auf Hanoi am 29. Juni 1966 und wünschte, der Luftterror möge »von Erfolg gekrönt sein«. Wirtschaftswunder-Kanzler Ludwig Erhard ließ am 1. Juli 1966 »alle Maßnahmen der Amerikaner« gutheißen. Springers Westberliner B. Z. schrieb am 18. Juli, notwendig sei »ein kompromissloser Krieg, der auch vor Fabriken, Häfen, Bewässerungsanlagen und Staudämmen nicht mehr halt macht«. So wurde schon rund vier Jahrzehnte zuvor der Boden für kriegsverbrecherische Befehle bereitet, wie sie der 1961 geborene Bundeswehr-Oberst Georg Klein im September 2009 in Kundus zur Ermordung von mehr als 142 Menschen, vor allem Zivilisten, darunter viele Frauen und Kinder, erteilte.
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… und auch die zahlreichen Skandale, die eine aktive Traditionspflege mit Bezug auf die Wehrmacht in Teilen der Bundeswehr belegen, sprechen eine andere ­Sprache – großer Zapfenstreich anlässlich der Verabschiedung von General Werner Freers am 27.6.2017 in Berlin
Als Verteidigungsminister sprach sich der frühere SA-Mann Gerhard Schröder von der CDU laut Spiegel(4/1966) »für eine Entsendung deutscher Soldaten auf den fernöstlichen Kriegsschauplatz« aus. Der Hessische Rundfunk meldete danach am 22. Februar, die Bundesrepublik wolle zwei Divisionen nach Vietnam schicken. Wenn es nicht dazu kam, war das einzig und allein auf die zunehmende westdeutsche Solidaritätsbewegung und die Proteste auch auf internationaler Ebene gegen den verbrecherischen Krieg zurückzuführen.
Verdeckt beteiligte sich die Bundesrepublik dennoch am Vietnamkrieg. Das US-Magazin Time berichtete am 23. Juli 1965 über »deutsche Piloten« in Vietnam. Drei Tage später bestätigte dies auch eine »Panorama«-Sendung der ARD, gestützt auf Äußerungen einer Mutter, deren Sohn als Fliegeroffizier vom Februar bis April 1965 in Vietnam eingesetzt war. Die Zahl der Angehörigen der Luftwaffe, die Angriffe in Vietnam flogen, wurde zu dieser Zeit auf 121 beziffert. Personal der Luftstreitkräfte hatte dazu nach Beginn des Luftkrieges gegen die Demokratische Republik Vietnam vom Herbst 1964 bis Februar 1965 eine Spezialausbildung in den USA absolviert. Die Pariser Tageszeitung Le Monde berichtete am 8. September 1965 über Werbung in Bundeswehr-Kasernen für den Kriegseinsatz in Vietnam. Einfachen Soldaten werde ein Monatssold von 2.000 DM geboten und schnelle Beförderung versprochen, hieß es. Die Deutsche Presse-Agentur meldete am 2. August 1966, dass eine »Anzahl deutscher Staatsbürger in den amerikanischen Einheiten in Südvietnam eingesetzt« sei. United Press International informierte am 12. Januar 1966, der Einsatz gehöre zu einem vom Kabinett Ludwig Erhards beschlossenen »breit angelegten Hilfsprogramm für Südvietnam«. Der in Bonn erscheinende Informationsdienst RF-World News bestätigte am 8. Februar 1966, dass sich zu diesem Zeitpunkt rund 2.500 westdeutsche Techniker in Südvietnam befanden, darunter zahlreiche Angehörige der Bundeswehr. Als der Generalinspekteur der Luftwaffe, Johannes Steinhoff, Ritterkreuzträger und Geschwader-Kommandeur Görings, im Februar 1967 die USA besuchte, sagte er einen weiteren verstärkten Einsatz westdeutscher Piloten in Vietnam zu. Danach schickte Bonn u. a. 40 Kampfhubschrauber samt Flugpersonal für den Kriegseinsatz in Fernost.

»Erschießt sie alle!«

Einem AP-Bericht mit Fotos vom 7. Februar 1967 war zu entnehmen, wie ein Rudolf Heinrich aus Westberlin als Captain der 1. US-Infanteriedivision an der Vernichtung von Dörfern und der Liquidierung und Vertreibung von Einwohnern bei Saigon teilnahm. In der Illustrierten Quick schilderte im März 1966 ein Dierk Piffko aus München die »Durchsuchung« eines Dorfes: »Wir stießen auf ein altes Ehepaar, einer von uns schoss auf sie, wohl aus Langeweile oder wie jemand, der auf Hasenjagd geht. Ich schrie: Macht keine Gefangenen, erschießt sie alle!«.
Eine Panorama-Sendung vom 28. Februar 1966 berichtete, das Personal des deutschen Lazarettschiffes »Helgoland« nehme mit amerikanischen Offizieren in Hubschraubern zum »Sonntagsvergnügen« an »Vietcong-Jagden« teil. Auch der chemische Krieg in Vietnam wurde von der Bundesrepublik unterstützt. In ihrer Juli-Ausgabe 1966 schrieb die Londoner Zeitschrift Eastern World über die Mitarbeit westdeutscher Chemiker und Bakteriologen, u. a. von den Farbwerken Hoechst AG, in einer Sondereinheit der US-Armee, die in Südvietnam ein mobiles Forschungsinstitut für bakteriologische und chemische Kriegführung betrieb, das am »lebenden Objekt« neue Kampfstoffe teste. Auch Eastern Worlderwähnte das Lazarettschiff »Helgoland«, auf dem, in den Bordlisten als Sanitätspersonal getarnt, eine Gruppe westdeutscher Chemiker und Bakteriologen, die in Wirklichkeit zu der amerikanischen Sondereinheit gehörten, tätig sei. Die Pariser France Nouvelle hatte am 6. Juli 1965 berichtet, dass die Bayer AG den USA mehrere Patente für die Herstellung chemischer Kampfstoffe verkauft und über ihre US-Filiale Chamagro Corporation in Kansas City auch direkt Giftstoffe lieferte, die das US-Chemical-Corps in Vietnam einsetze.

1990: Die Schranken fallen

Seit dem Ende der DDR geht von deutschem Boden wieder Krieg aus, was im nachhinein die friedenssichernde Rolle des sozialistischen deutschen Staates verdeutlicht. Bereits im September 1991 trafen sich auf einem »Fürstenfeldbrucker Symposium« führende Vertreter der Industrie- und Bankenwelt mit hochrangigen Generälen der Bonner Hardthöhe, um das neue Expansionsprogramm zu beraten. Es verkündete die Rückkehr zu weltweiter Aggressionspolitik als Wiederherstellung der »Normalität« Deutschlands und umschrieb die Teilnahme am Kampf um den Weltherrschaft als »Partner in Leadership« mit den USA. Unmissverständlich war von Militäreinsätzen der Bundeswehr »Out of Area« die Rede, von ihrer Umstrukturierung zur Herstellung der Einsatzfähigkeit entlang einer 4.000 Kilometer langen EU-Außengrenze, der Bildung eigener Eingreifkräfte, die bei der Durchsetzung des »Selbstbestimmungsrechts« von Minderheiten und »unterdrückten« Völkern helfen sowie sich der Sicherung von Rohstoffzufuhren, der Abwehr von Immigrationswellen und diversen ähnlichen Problemen zuwenden sollten. Dazu wurde ein neues Geschichtsbild gefordert. Der damalige Außenminister und frühere Bundesnachrichtendienst-Chef Klaus Kinkel formulierte, dass es um die Verwirklichung der alten deutschen Weltherrschaftspläne ging. »Im Inneren müssen wir wieder ein Volk werden, nach außen gilt es etwas zu vollbringen, woran wir zweimal zuvor gescheitert sind: Im Einklang mit unseren Nachbarn zu einer Rolle zu finden, die unseren Wünschen und unserem Potenzial entspricht«, zitierte ihn die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 19. März 1993.
Den Worten folgten Taten. Mit der einseitigen völkerrechtlichen Anerkennung der Abspaltung Kroatiens und Sloweniens ging von der BRD die Initiative zur Zerschlagung Jugoslawiens aus. Die Weigerung von Präsident Slobodan Milosevic, das Abkommen von Rambouillet zu unterzeichnen, wurde zum Vorwand des Luftkrieges der NATO gegen Jugoslawien genommen. Am 6. April 1999, dem 55. Jahrestag der Bombardierung Belgrads durch Hitlers Luftwaffe, beteiligten sich deutsche »Tornados« mit dem Balkenkreuz an den Angriffen auf die jugoslawische Hauptstadt. In der Bergbaustadt Aleksinac wurden die Minenarbeiter und deren Familien angegriffen und ein ganzes Wohnviertel dem Erdboden gleichgemacht. Auch auf Novi Sad, Nis, Pristina und andere Städte ging ein Hagel von Bomben und Raketen nieder. Mit der Zerstückelung Jugoslawiens wurde nicht nur ein vom Westen bis dahin gepriesenes, weil »von Moskau unabhängiges« Sozialismusmodell zerschlagen, sondern auch ein Staat beseitigt, der für Neutralität stand und eine bedeutende Rolle unter den Nichtpaktgebundenen Staaten spielte sowie über großen Einfluss in der »Dritten Welt« verfügte.
Danach stellte die BRD für den völkerrechtswidrigen »Präventivkrieg« der USA gegen Irak ihr Territorium zur Verfügung. 25 US-Stützpunkte konnten logistisch für den Transport von 40.000 GI genutzt werden. Darunter Ramstein, der größte Umschlagplatz der U.S.-Air Force in Europa, die Rhein-Main-Airbase, die zweite US-Luftdrehscheibe, Spangdahlem in der Eifel. Die Luftwaffe stationierte im türkischen Incirlik AWACS-Maschinen (die derzeit wegen des Konflikts mit Recep Tayyip Erdogan nach Jordanien verlegt werden), lieferte der Türkei, einer Aufmarschbasis gegen den Irak, »Patriot«-Luftabwehrraketen, unterstützte die Besatzungstruppen mit ihren ABC-Spürpanzern »Fuchs« in Kuwait, gewährte mit der Bundesmarine Geleitschutz für US-Kriegstransporte und ließ die 62 Kasernen und Militäreinrichtungen der rund 70.000 US-Soldaten in der BRD durch 3.700 Bundeswehr-Angehörige bewachen.

Interventionsarmee

Und so ging und geht es weiter. Die Bundeswehr ist heute weltweit in zirka 30 Ländern an völkerrechts- und grundgesetzwidrigen Kriegseinsätzen beteiligt, darunter in Kosovo (Kfor), in Bosnien und Herzegowina (Eufor), am Horn von Afrika (»Enduring Freedom«), in Äthiopien, Eritrea, Sudan, Somalia, Mali (wo gerade wieder zwei Bundeswehr-Soldaten ums Leben kamen). Deutsche Militärs stehen in Polen und Litauen an den Grenzen Russlands und in Georgien. Der damalige Bundespräsident Horst Köhler brüstete sich zum 50. Jahrestag der Bundeswehr, dass die Truppe seit 1992 bei neun Einsätzen 150.000 Soldaten ins Ausland geschickt habe, die Hälfte davon nach Afghanistan. Mit diesen »Operationen« agiert die BRD als führende und treibende Kraft der EU mit dem Ziel, den Staatenbund mit 450 Millionen Menschen und fast einem Viertel der Weltwirtschaftskapazität in eine Militärallianz mit einer weltweit interventionsfähigen schnellen Einsatztruppe zu formieren, um den USA in absehbarer Zeit im Kampf um die Weltherrschaft Paroli zu bieten. Es ist eine Entwicklung, die die Gefahr eines Dritten Weltkrieges heraufbeschwört.
Quelle: Junge Welt vom 03.08.2017

Montag, 17. Juli 2017




Wie Provokation richtig funktioniert, hätte sich unser Könstler bei den Pussy Riot abschauen können. Und wenn schon Liegestütze auf einem Altar, hätte da nicht die Freund*in dazwischen gepasst, oder wenigstens eine Sexpuppe?

Dienstag, 11. Juli 2017

Überlegung zum Koran. Grundsätzliches.

Der Koran ist Gottes Wort. Der Text ist verpflichtend und verbindlich auf arabisch. Die Kommunikationskette ist Gott – Gabriel – Mohammed. Der Islam ist die Vollendung der Religion. Zum letzten Mal hat sich Gott einem Propheten offenbart, Mohammed. Propheten davor sind beispielsweise Isa (Jesus), welcher von der Jungfrau Mirjam geboren wurde und Musa (Moses).
Das was sBultmann mit der Entmythologisierung der Bibel leisten konnte, ist im Islam unmöglich, weil es Gottes Wort ist.
Betrachtet man Übersetzung des Koran in eine fremde Sprache fällt auf, dass die Übersetzung immer begleitet wird von der entsprechenden faksimilisierten Seite auf Arabisch. Die Umma ist die Gemeinschaft der Gläubigen über alle Nationen und Ethnien hinweg, für diese gilt die Scharia, die Gesetzesvorgabe für alle Bereiche des Lebens. Ehe, Familien, Erbschaft religiöse Bestimmungen, es gibt keinen Bereich des täglichen Lebens, der nicht erfasst ist.
Die fünf Säulen des Islam sind die wichtigsten Regeln für jeden Moslem. Es sind dies:
  1. das öffentlichen Glaubensbekenntnis,
  2. die fünft täglichen rituellen Gebete,
  3. die sozialen Spende,
  4. das Fasten während des Ramadan und
  5. die Wallfahrt nach Mekka.
Diese Regeln zu befolgen ist für jeden gläubigen Moslem eine Selbstverständlichkeit.

Meine laienhafte Darstellung in kürzester Form, zeigt deutlich, warum es keine Reformation des Islam, wie manch einer in unserem Kulturkreis glauben möchte, geben kann.

Es zeigt auch, dass Islam und laizistischer Staat nicht koexistieren können.

Es ist dringend erforderlich die doppelte Staatsbürgerschaft ersatzlos zu streichen.

Überlegung zum Koran. Grundsätzliches.


Donnerstag, 29. Juni 2017

Unser Siggi!
Chef des AA.
Ein Diplomat alter teutscher Schule.
Sein Vater wäre stolz.

Freitag, 23. Juni 2017

Mein Vorschlag: Kühles Getränk besorgen, Schattenplatz suchen und einfach mal zuhören.

Dienstag, 23. Mai 2017

Oh Herr, lass hernieder sausen die Blitze und vernichte diese Brut. Spüle sie mit einer großen Flutwelle hinweg.

Ich schrieb schon mal, ist ein Weilchen her, vom Reichsbischof Schneider. Ich schrieb das damals wegen seiner Kritik an Käßmann Seufzer: „Nichts ist gut in Afghanistan.“ Und seiner anschließenden Truppenbesuch in Afghanistan.

Ein noch kriegerischerer Theologe ist ihm ins Amt gefolgt.

Heinrich Bedford-Strohm heißt der Knabe. Und der setzt noch einen drauf.

Auf Zeit-online lese ich:
„Der Auftritt von Obama und Merkel ist der Top Act unter den insgesamt 2.500 Veranstaltungen. Der oberste Repräsentant der evangelischen Kirche, Bischof Heinrich Bedford-Strohm, hat ihn persönlich eingefädelt, zusammen mit der Kirchentagspräsidentin und Theologieprofessorin Christina aus der Au.“

Dieses Beliebigkeitschristentum, unter seiner Führung, bietet einem Serienkiller die Möglichkeit zusammen mit Angela Merkel Wahlkampf zu veranstalten.  Das Thema dieses Gespräches: "Engagiert Demokratie gestalten – Zuhause und und in der Welt Verantwortung übernehmen".

Flintenuschi wird die Möglichkeit der Traditionspflege geboten. Bei einem Soldatengottesdienst in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche soll der deutsche Militärbischof Dr. Sigurd Rink am Freitag den 26. Mai 2017 um 11.30 Uhr die Liturgie leiten, während die deutsche Militärministerin Ursula von der Leyen das Amt der Predigerin übernimmt.

Von Waffen-Segnungen ist bisher nichts bekannt

Sonntag, 14. Mai 2017

Brubo Gans NZZ am Sonntag, einfach mal selber denken

«Aber das war halt auch ich»: Bruno Ganz im grossen Interview

Bruno Ganz, der Schweiz grösster Filmstar, über einen Politiker, den er verachtet (beginnt mit T), einen Kollegen, den er bewundert (beginnt mit G), und den Dämon Alkohol. 
von Mariam Schaghaghi
Interview
NZZ am Sonntag: Herr Ganz, im aktuellen Film «In Zeiten des abnehmenden Lichts» spielen Sie einen DDR-Funktionär. Sie haben schon des Öfteren politische Rollen gespielt. Beschäftigt Sie auch die derzeitige Politik?
Bruno Ganz: Schon, aber ich bin Schauspieler, ich sehe mich nicht verpflichtet, die Welt zu erklären. Ich mache halt meine Sachen. Sicher hätte ich etwas dazu zu sagen, aber es ist mittlerweile so üblich geworden, dass Schauspieler immer über das Welträtsel befragt werden und ihre Meinungen zum Besten geben. Und irgendwo ödet mich das an.
Aber Sie versuchen sicherlich, selbst die Welt zu verstehen und abzuschätzen, wo die Reise hingeht.
Ja, aber ich mache das weder mit meinen Filmen noch mit Statements. Aber wenn Sie wissen wollen, was ich denke: Wir haben die Alternative zum Kapitalismus verloren. Wir können uns ausserhalb des kapitalistischen Systems nichts mehr vorstellen. Das kapitalistische System, in dem wir leben, produziert aber Sachen, die uns zunehmend nervös machen; wir glauben auch nicht mehr so richtig dran. Aber das Problem ist: Wir haben keine Alternative. Die Alternative war der Sozialismus, und den haben wir nicht mehr. Das ist für eine sehr lange Zeit verbraucht und weg. Selbst wenn wir sagen wollten: «Lass uns das ändern», weil es nicht gut ist und immer häufiger Sachen passieren, die uns gefährden. Da wir nicht wissen, wohin, tun wir auch nichts.
«Was sollen wir denn machen? Sollen wir zu Trump gehen und ihn erschiessen? Wie stellen Sie sich das vor?»
Ich vermute, Trump geniesst bei Ihnen wenig Sympathien. Sie würden ihn vermutlich als einen Extremisten des kapitalistischen Systems bezeichnen?
Ja, selbstverständlich! Was denn sonst?! Extremistischer als alle anderen – natürlich! Das ist Amerika.
Aber irgendwie muss es ja weitergehen. Haben Sie denn überhaupt keinen Vorschlag?
Ja, was sollen wir denn machen? Sollen wir morgen zu Trump gehen und ihn erschiessen – oder wie soll das gehen? Wie stellen Sie sich das vor? Überhaupt: Was soll das immer mit dem, was wir machen sollen? Das ist die Hybris, die zurzeit stattfindet: dass alle jetzt zu politischem Engagement aufgefordert werden, obwohl doch alle wissen, dass das vollkommen sinnlos ist. Die Amerikaner haben Trump gewählt, und die Amerikaner sollen sich jetzt auch darum kümmern, dass der wieder verschwindet.
Ja – und dennoch möchte man – das hat man sicherlich aus der europäischen Geschichte gelernt – nicht mehr nur zusehen oder nur abwarten.
Ich habe ja nichts dagegen, ich beteilige mich nur nicht an diesem Diskurs.
Ganz als Hitler im Film «Der Untergang», 2004.

Ganz als Hitler im Film «Der Untergang», 2004.

Macht die gegenwärtige politische Weltlage Ihnen manchmal Angst?
Klar! (Schweigt)
Aber Sie halten die Angst aus?
Alle halten es aus. Den Leuten geht es doch ganz gut hier. Glauben Sie, die nehmen Waffen in die Hand, um etwas zu ändern? Alles, was man in den Zeitungen liest, vor allem, seit es diesen neuen Präsidenten gibt in Amerika, war ein bisschen nervös und unruhig, aber es geht doch allen noch ganz gut. Die Schweiz, aber auch Deutschland stehen wirtschaftlich super da, und Frau Merkel hat alles in der Hand, also warten wir ab. Das ist die Haltung.
Ich finde, es ist nicht alles super, und der Übergang zwischen «Es ist gut» und «Es ist gar nicht gut» ist fliessend. Ich bin halb Iranerin, mich beschäftigt die gegenwärtige Weltlage sehr. Ich bin jemand, der wie ein Terrorist behandelt wird. Es ist nicht alles gut, es kann sehr schnell kippen.
Ich sage ja auch nicht, dass alles gut ist. Ich sage nur, dass die meisten Nordeuropäer dank ihrer ökonomischen Situation relativ zufrieden sein können, und das ist ganz wichtig. Wir Nordeuropäer sind in der Lage, zu sagen, meine private Welt ist eigentlich ganz in Ordnung, die materielle Basis für meine Wohnung, für mein Auto, für meine Ferien und all diese angenehmen Sachen. Das andere ist die Beunruhigung über die allgemeine Weltlage. Aber was soll ich dagegen machen? Ab und zu kommt ja da einer und sagt: «Guckt mal, hier ist eine Unterschriftenliste», und man sagt: «O. k., gut, das mache ich!» Und die Unterschriften werden dann auch irgendwo abgegeben, aber wirklich, wirklich passiert dann doch nichts.
Ist die deutsche Bundeskanzlerin für Sie eine Hoffnungsträgerin in dieser Zeit?
(Lacht) Nun, zu diesem Thema hätte ich viel zu sagen, aber ich habe wirklich keine Lust, mich mit Ihnen in irgendeine Art von politischem Diskurs zu verstricken. Lassen Sie uns über Schauspielerei und Filme reden. Ich bin Schweizer, und ich bin Gast in Deutschland und werde mich daher zu Frau Merkel nicht äussern. Das ist ein Problem der Deutschen und der Europäer. Wir Schweizer sind ja nicht einmal Mitglied der EU, also was soll ich dazu sagen?
Also gut, wechseln wir zur Schauspielerei. Wie erlebt man Sie am Set?
Da müssen Sie meine Kollegen fragen.
Gibt es Rituale, die Sie befolgen? Haben Sie gern Ihre Ruhe? Sind Sie vielleicht für andere schwierig im Umgang?
 Das glaube ich eigentlich nicht. Ich habe einen sehr grossen Respekt vor meinem Beruf, das schliesst alle ein, die diesen Beruf ausüben. Ich denke nicht, dass ich schwierig bin am Set, nein. Ich mag manchmal uneins sein mit der Regie! Sicher, ich mag manchmal für bestimmte Teile des Teams nicht so angenehm sein, weil ich mich nicht gern gängeln lasse. Es gibt Tage, da kommen Leute ständig mit demselben Anliegen wieder und wieder. Sie sagen mir fünfmal dieselbe Sache: «Du musst jetzt da und da hin.» Beim dritten Mal kann es dann durchaus passieren, dass ich sie darauf aufmerksam mache, dass ich nun Bescheid weiss, aber dann kommt noch jemand . . . Und dann allerdings wird es wirklich schwierig. Dann werde ich trotzig. Und resolut.
«Dann wird es schwierig»: Ganz im Film «Der amerikanische Freund» von Wim Wenders, 1976. (Bild: DDP)

«Dann wird es schwierig»: Ganz im Film «Der amerikanische Freund» von Wim Wenders, 1976. (Bild: DDP)

Warum duzen sich am Film-Set eigentlich alle?
Ja, wir duzen uns alle. Es ist nicht gut, sich beim Arbeiten zu siezen. Das hat nicht nur mit dem Zeitgeist und seinem Hang zum informellen Umgang zu tun – die Arbeit von Schauspielern und Regisseuren ist ja ein Sprung in die Intimität. Für die Zeit, in der man das Projekt macht, bleibt man in grosser emotionaler Nähe beieinander. Und wenn es dann – tack – zu Ende ist, gibt es andere Rituale. Man tauscht Telefonnummern aus und schwört sich ewige Kommunikation und Liebe. Das nimmt aber rasch ein Ende, weil man in den nächsten Kommunikationszusammenhang mit ganz anderen Leuten gerät. Aber die Periode, in der man zusammenarbeitet, ist man mit diesen Fremden enger zusammen als mit anderen je in seinem Leben! Eigentlich braucht so eine Nähe längere Anlaufzeiten. Und das ist ungewöhnlich. Da muss man sehr vorsichtig sein.
Haben Sie es also nie geschafft, über diese Kommunikationszirkel des Filmemachens hinaus noch Freundschaften aufrechtzuerhalten?
Ich habe das eigentlich immer für illusorisch gehalten. Aber das gibt es dann auf meine Weise schon, dass ich jemanden nach zehn Jahren, ohne dass wir jeglichen Kontakt gehabt hätten, wieder treffe, und es ist so schön wie damals, als wir so eng zusammengearbeitet haben, als hätte man sich nie getrennt.
Ist Wim Wenders, mit dem Sie 1987 den grossen Klassiker «Der Himmel über Berlin» gedreht haben, einer dieser Menschen?
Zum Beispiel.
Gibt es darüber hinaus noch welche?
Ja. Gibt es.
Gibt es eigentlich Leute, die Ihnen ohne Ehrfurcht begegnen können? Ehrfurcht ist das Wort, mit dem ich Bruno Ganz am ehesten assoziiere . . .
 (Lacht schallend) Nun, man hat es ja nicht ungern, und Schauspieler sind dafür vermutlich noch etwas anfälliger, dass einem ein gewisser Respekt gezollt wird oder man merkt, dass die Leute einem zugetan sind. Aber zur Ehrfurcht: Ich habe wahrscheinlich irgendetwas an mir, das die Leute auf Abstand hält, und das mündet dann oft in Ehrfurcht. Aber mir würde es reichen, sie würden mich . . . einfach gut finden.
Vielleicht sogar: lieben?
Im beruflichen Zusammenhang möchte man, denke ich, lieber gelobt und bewundert werden. Lieben ist ein sehr grosses Wort! Eher: Dass einen die Menschen mögen und man auch andere wirklich mag, ich meine wirklich mag, das ist ein wünschenswerter Zustand. Für alle und auch für mich natürlich.
Wie erklären Sie es sich, dass beispielsweise ein Robert De Niro, auch eine Person, vor der man lange so eine riesige Ehrfurcht hatte . . .
. . . eine grosse Person . . .
. . . dass so ein Kinogigant jetzt so viel mehr Komödien macht, teilweise doch auch recht primitive Komödien? Vielleicht auch, weil er genug von der Ehrfurcht hat und nurmehr «gemocht» werden möchte?
Ich weiss es nicht, ich muss in dieser Beziehung auch mutmassen. Aber das fällt mir natürlich auch auf. Wahrscheinlich ist es auch schwer, das Format, das er davor hatte, im Alter zu halten. Nicht nur schwer, sondern schlichtweg unmöglich. Er kann sich nicht noch einmal so viele Kilos anfressen.
«Lieber Bob, du warst einmal so gross, und jetzt machst du diese Sachen. Irgendwie tut das weh.»
Sie meinen wie im Boxerdrama «Wie ein wilder Stier», wofür er 1980 mit seinem zweiten Oscar ausgezeichnet wurde .
Jugend ist Jugend. Bestimmte Sachen sind ja nicht wiederholbar. Wahrscheinlich arbeitet De Niro einfach gerne. Er produziert ja auch, es wird da sicher auch um Geld gehen, und er ist dick in diesem Filmgeschäft drin. Und vielleicht hat er auch die Vorstellung, dass er ein guter Komiker ist. Diese Meinung teilen jetzt nicht alle, aber er sieht das so. Und da er Amerikaner ist und schon früh seine Sicht auf die Dinge durchsetzen musste – egal, wie die anderen das sahen –, macht er das jetzt auch weiter (lacht). Und es gibt ganz sicher nicht so viele Leute, die ihm sagen: «Lieber Bob, du warst einmal so gross, und jetzt machst du diese Sachen. Irgendwie tut das einem weh.» Mir tut es auch weh. Andererseits ist der Mann so toll gewesen, lassen wir ihn das ruhig machen. Man muss da auch ein bisschen grosszügig sein.
 Meryl Streep anderseits schafft es ja wunderbar . . .
Aber das ist halt Meryl Streep! Was soll man da sagen . . .
Gibt es Leute, vor denen Sie ähnlich viel Ehrfurcht empfinden wie andere vor Ihnen?
Aber natürlich! Zuerst einmal sind es die beiden Genannten. Dann besonders einige Amerikaner. Ich weiss nicht genau, warum – irgendwie ist es faszinierend, amerikanischen Filmschauspielern zuzuschauen. Neulich habe ich «Manchester by the Sea» gesehen. Als Film fand ich den jetzt nicht so grossartig, aber dieser Hauptdarsteller, der Casey Affleck, das ist ein Wunder! Das ist einfach toll! Oder Ryan Gosling. Ich bewundere die nahezu schrankenlos. Ich finde die einfach grossartig! Und freue mich auf jeden nächsten Film mit denen – und da gibt es noch mehr.
Haben Sie auch den vielgelobten «Toni Erdmann» gesehen?
Ja, den fand ich auch toll! Aber da gilt meine Bewunderung mehr der Regisseurin. Wo kommt das her, was die da macht? Nach Rumänien zu gehen, überhaupt eine solche Geschichte zu erfinden! Bei der Hauptdarstellerin Sandra Hüller hat es mich nicht so sehr gewundert, weil ich sie aus anderen Filmen kenne. Aber Peter Simonischek kenne ich sehr gut, von der Schaubühne, ich sehe auch andere Sachen von ihm. Aber den Peter da hinzubringen, das finde ich von dieser Regisseurin grandios! Ich bewundere natürlich auch die beiden Schauspieler, aber eben noch mehr die Regisseurin. Oder auch der amerikanische Schauspieler Christian Bale – das ist für mich ein grandioser Schauspieler. Allein wenn man sich den Film über den Börsenkrach 2008 anschaut, «The Big Short». Alles, was der anfasst, macht er zu Gold.
Es macht den Eindruck, als ginge Bruno Ganz also ganz regulär ins Kino. Schaut er sich auch Filme wie «La La Land» an?
Ja. Klar!
Und wie oft gehen Sie ins Kino?
 So oft nun auch wieder nicht. Es gibt auch berühmte Filme, die ich noch nie gesehen habe. Aber irgendwann passiert es, dass ich nachts um elf im Fernsehen einen davon sehe. Wenn ein Film zu sehr zu einem Weltereignis gepusht wird, werde ich eher misstrauisch und gehe erst einmal nicht hin. Aber irgendwann sehe ich ihn mir doch an. «Manchester by the Sea» ist zum Beispiel durch die fünfte Zeile irgendeiner Kritik zu mir gekommen, wo ich schlagartig wusste, den muss ich sehen. In der Schweiz ist es schön, dass man die Schauspieler im Original mit Untertiteln sieht und mit ihren Stimmen sprechen hört. Das ist für mich nicht so unwichtig! Ich sehe das gern . . .
Sie sollen auch gern mit Ihrem blinden Sohn Daniel ins Kino gegangen sein, stimmt das?
Ja, das war früher einmal. Er ging früher gern ins Kino, was man für einen Blinden erstaunlich finden mag. Aber man findet dann heraus, wenn man neben ihm sitzt, was ein Gehör leisten kann. Er kann einen grossen Teil dessen, was wir sehen und wie wir die Aussenwelt wahrnehmen, mit dem Ohr ersetzen. Das ist wirklich phantastisch! Das hätte ich nie geglaubt, wie weit das geht, wie er sich aus Geräuschen eine Handlung zusammenbaut. Manchmal hat er Fragen gestellt, aber eigentlich selten. Manchmal habe ich ihm was zugeflüstert, weil ich dachte, er hat es nicht verstanden, doch das hatte er sehr wohl. Phänomenal.
Sind Sie an der Erblindung Ihres Sohnes menschlich gewachsen?
Das ist eine Formulierung, der ich misstraue. Ich bin vielleicht daran gewachsen, vielleicht bin ich aber auch daran . . . – das Gegenteil von gewachsen.
Sie haben Ihre Grenzen erkannt?
Na, das sowieso! Man tut ja nichts anderes, als seine Grenzen zu erkennen. (Lange Pause) Ich kann diese Frage weder bejahen noch verneinen. Ich weiss es schlicht nicht. Ich musste mich damit beschäftigen, auf sehr unterschiedliche und vielfältige Art und Weise. Sagen wir so: Ich habe etwas gelernt dabei. Aber es hat mir auch weh getan.
Woran glauben Sie?
Ach, an einfachere Sachen. Manchmal an Poesie. Was mir hilft, ist, dass wir als Menschheit ja nicht nur Schrott produzieren, sondern auch in der Lage sind, so etwas wie Kunst ganz allgemein herzustellen. Dass wir einander nicht nur weh tun, sondern tatsächlich auch etwas machen können, was jenseits der praktischen Seite des Lebens ist, also Gebilde herstellen, die keinen Nutzen haben, die aber schön und interessant sind und in einer Sphäre, die ein bisschen ent-rückt ist. Dass wir als Spezies das vermögen und können, finde ich tröstlich! Und manchmal ist man auch ganz gerührt über Freundlichkeiten. Es gibt Momente, die sind schön und verblüffend. Aber Glauben im Sinne einer Religion oder an Gott, das ist bei mir nicht der Fall. Allerdings glaube ich daran, dass man religiöse Bedürfnisse ernst nehmen sollte. Ich habe davor jedenfalls Respekt. Die Religionen dieser Welt haben sehr viel Leid, Hass und Gewalt produziert – nicht nur der Islam, wir waren da ja früher kein bisschen besser mit unseren Kreuzzügen; ausser den Buddhisten haben sich alle versündigt. Aber das Bedürfnis nach etwas, was über uns hinausweist, an das wir uns anlehnen können in unseren etwas schwächlichen Existenzen – so definiere ich Glauben –, das sollte man respektieren, finde ich.
Sind Ästhetik und Kunst eine Reflexion des Göttlichen?
Sie sind ein Trost. Dass sie möglich sind, spricht dafür, dass wir nicht nur Deppen sind. (Lacht) Und etwas zustande bringen, was sich ausserhalb des Materiellen bewegt.
Haben Sie noch andere Passionen neben Ihrem Beruf und Ihrer Berufung, deren Sie sich ja schon sehr früh sicher waren?
Ich habe es im weitesten Sinne mit Literatur. Und bin nach wie vor jemand, der sich um Bilder kümmert. Ich gehe in Museen und Ausstellungen, das ist etwas, womit ich mich beschäftige.
Werden Sie unleidlich, wenn Sie eine Zeitlang nicht spielen?
Nicht unleidlich, aber vielleicht unruhig. Und vielleicht auch reizbarer als sonst. (Lacht) Aber ich bin auch manchmal reizbarer, wenn ich spiele. Manchmal habe ich zu viel dicht hintereinander gemacht, das gefiel mir dann selbst nicht, weil da zu viel Stress drauflag. In der Regel war es immer so verteilt, dass eins nach dem anderen kam und auch sehr interessant war. Ich habe die Zeit gut verbracht.
Von englischen Dramatiker Noël Coward stammt der wunderbare Spruch: «Work is much more fun than fun.»
Das ist ein sehr guter Satz. Den würde ich sofort unterschreiben. Für mich stimmt der auch. Wenn man so eine Arbeit gefunden hat, dann ist das schon ein Geschenk. Die Art, wie einen das ausfüllen kann und beschäftigt, das ist wirklich grandios. Das lernt man mit der Zeit zu begreifen, aber ich glaube, man ist nie dankbar genug. Doch manchmal wird es einem klar, was für ein Riesengeschenk das ist!
Ist es eigentlich schwer für die, die Ihnen nahestehen, festzustellen, dass Ihre Arbeit Ihnen so eine grosse Erfüllung gibt?
Die meisten wissen das schon, bevor sie mich kennenlernen – jetzt zumindest. Und andere, die eine längere Zeit mit mir verbracht haben und mit mir älter geworden sind, die haben das halt irgendwann lernen müssen. Ich kann ja nicht anders. Wenn man das aber akzeptiert hat, dass ich in bestimmten Phasen mehr Raum für diese verantwortungsvolle Arbeit brauche, dann ist es gar nicht so schwierig, mit mir zusammen zu sein. Es muss nur möglich sein, dass ich mal zwei Stunden für meine Gedanken brauche und vielleicht in den Wald gehe.
«Ich weiss, dass ich falsche Sachen gemacht habe und es gibt einige, die ich bereue – den Alkohol zum Beispiel.»
Wünschen Sie sich manchmal, dass Sie eher ein Familientier wären?
Nein. Ich habe wenig Sinn dafür.
Ich habe Volker Schlöndorffs Film «Return to Montauk» gesehen, in dem es um Bedauern und Reue geht. Das Bedauern um Dinge, die man nicht getan hat, aber auch um die, die man getan hat. Sind Sie jemand, der manchmal hadert?
Hadern tu ich, glaube ich, nur mit schlechten Kritiken.
Wirklich, Kritiken tun Ihnen nach all den Jahren noch etwas an?
Ja, doch. (Lächelt) Mit gewissem zeitlichem Abstand ist mir das dann alles egal, aber so unmittelbar danach . . . Man hat ja auch eine bestimmte Vorstellung von dem, was man macht, und wenn man merkt, dass das nicht alle Menschen teilen, dann ist man enttäuscht. Das ist nur für eine kurze Phase, aber das gibt es schon. Deswegen sollte man das alles auch nicht zur Kenntnis nehmen. Aber sonst hadere ich nicht. Ich weiss, dass ich falsche Sachen gemacht habe, und es gibt einige, die ich bereue – den Alkohol zum Beispiel. Aber das war halt auch ich. Das haftet mir an. Aber es ist halt passiert. Ich kann da keine Rechnungen aufmachen. Ich bedaure, dass es geschehen ist, aber morgen ist etwas anderes. Ich bin da ziemlich pragmatisch.
Wie sehr hat der Alkohol denn ihr Leben geprägt?
Ich bin froh, dass all das vor 16 Jahren aufgehört hat. Das Leben ist seitdem so viel einfacher geworden, so viel reicher und besser. Ich habe wegen des Alkohols so viel Zeit verloren, endlos viel Zeit. Es gibt ja Leute, die können mit Alkohol auch arbeiten, aber ich war zu nichts mehr in der Lage, ausser zum Trinken. Man nimmt irgendwie nichts mehr richtig zur Kenntnis, man liest nicht mehr . . . Es ist eine unwahrscheinliche Zeitvergeudung, im Rückblick! Das ärgert mich schon. Das war so doof. Ausserdem sind unter dem Einfluss von Alkohol ein paar Sachen passiert, die sind wirklich unschön, und die tun mir leid. Auch natürlich für meine nähere Umgebung. Denn mit Betrunkenen zusammen zu sein, das ist ja ein Graus. Furchtbar. Ich bin froh, dass sich die Menschen, die mir nahestehen, sich nicht mehr mit dem betrunkenen Bruno Ganz quälen müssen.
Und Sie sich ebenfalls nicht mehr mit ihm.
Ja. Ganz richtig.
Was bedeutet heute Luxus für Sie?
Ich finde mein Leben eigentlich generell ganz schön luxuriös, obwohl es wahrscheinlich relativ bescheiden und normal ist. Ich muss mir nicht mehr so viele Gedanken machen, wenn ich beispielsweise ein Buch kaufe, das 200 Euro kostet, ob ich das kann oder nicht. Das ist ein toller Zustand. Ich fühle mich einigermassen abgesichert. Muss keine Angst haben vor dem Altern. Das finde ich auch schon ganz schön luxuriös. Und ich finde es noch luxuriöser, dass ich über Zeit verfüge. Ich kann hier jetzt eine Stunde sitzen und lesen oder auch nicht. Mal sehen, was kommt.
Freiheit?
Das ist grosser Luxus. Aber dafür muss man auch etwas tun. Wenn man dazu in der Lage ist, dann muss man es auch zulassen. Dass man Termine vermeidet und Verabredungen und sich nicht wieder so in das Getriebe einschaltet, sondern sagt, das ist jetzt ein total ungeplanter Tag, und ich lasse mich von meiner Eingebung treiben. – Porsche Cayenne finde ich auch ziemlich luxuriös, aber ich brauche das nicht! Ich werde bei Festivals damit herumgefahren, das finde ich super, aber ich muss das für mich nicht haben.
Sie haben mit Terrence Malick gedreht, mit Lars von Trier werden Sie demnächst zusammenarbeiten – wie kommt das?
Ein super Drehbuch . . . Allerdings Lars von Trier.
Das heisst: ein Kraftakt für Sie? Oder für den Zuschauer?
Eher für den Zuschauer. Ich war drei Tage mit von Trier zusammen, und ich mag den. Ein intelligenter Typ, viel Humor, sehr freundlich. Seine Filme, da gibt es viel zu sagen, auch Einwände. Aber er als Person gefällt mir wirklich sehr gut.
Er ist erstaunlicherweise bei näherer Betrachtung ein ganz sanfter Mensch.
Ja! Aber so ist er nicht immer! (Lacht) Er hat mir auch angedroht, dass er während des Drehs ganz anders sein kann. Das werden wir sehen. Aber das machen wir jetzt halt.
Was hielten Sie denn von seiner Nazi-Bemerkung in Cannes, nach der er zu einer Persona non grata erklärt wurde und seitdem auch beschlossen hat, sich nie mehr in der Öffentlichkeit zu äussern?
Das war wirklich doof. Aber von Trier ist ein geborener Provokateur; wenn der vor 200 Mikros sitzt, kann er nicht anders. Und dann macht er halt so einen absoluten Schwachsinn. Das war wirklich grauenvoll. Es tut mir jetzt noch leid für ihn. Er begreift auch, was ihm das eingebrockt hat, und ist nicht glücklich darüber. Das hat er auch noch nicht hinter sich gelassen, glaube ich.
«Ich hätte gern ein anderes Leben gehabt», das werden Sie nicht sagen.
Nein!
Aber was empfinden Sie als die beste Entscheidung Ihres Lebens?
Eine sehr gute war auf jeden Fall, mit dem Trinken aufzuhören. Es gibt noch ein paar andere ganz gute, aber belassen wir es dabei.