Montag, 2. März 2015

Ich lese zur Zeit (mal wieder) eines meiner Lieblingsbücher: „Schlemmerreise durch Italien“ von Paolo Monelli. Die Reise fand 1936 statt und der italienische Titel „ Il ghiottone errante“, also vom irrenden Vielfraß trifft den leichten Ton des Buches überzeugender.
Monelli schildert im Kapitel Lazium einen Besuch in den trocken gelegten Pontinischen Sümpfen. Und genauso hatte ich mir das vorgestellt. Wie die Neusiedler abends beim Wein vor ihren Gehöften sitzen und ihr kleines Glück genießen. In der Pontinischen Ebene verläuft die Via Appia 62 km lang geradeaus - bis heute die längste geradlinige Straße in Europa.
Die ursprünglich fruchtbare Ebene, vom Stamm der Volsker besiedelt trieb Handel mit Rom. Durch den Raubbau der Wälder für Schiffsbau und Heizung der Thermen rauschten die Wassermassen ungebremst in den Graben, zwischen Thyrrenischem Meer und der parallel verlaufenden Bergkette der Monti Lepini gebildet hatte. Der einzigste Abfluss ins Meer bei Terracina war unter dimensioniert und ließ das Gelände versumpfen. Auf seiner Fahrt von Rom nach Neapel übernachtete Goethe in Torre tre ponti und seine Kutsche fuhr mit vorgezogenen Vorhängen der Malaria wegen. Es gab unzählige Versuche die Sümpfe trocken zu legen. Caesar, einige Kaiser nach ihm, Päpste, selbst Napoleon scheiterten. Erst ein Deutscher (der preußischer Offizier, Major Fedor Maria von Donat ,1847-1919), mit einem gänzlich anderen Ansatz war erfolgreich. Diesem Ansatz folgte die vom Duce vorangetriebene Trockenlegung. Sie war erfolgreich und ohne einen Tropfen Blut vergossen zu haben, war eine neue Provinz „erobert“.
Monelli also schreibt nach einem Gelage mit rotem Wein. Vom starken roten Wein, der seine Stärke aus der starken italienischen Sonne zieht. Und von der Sonne, die, je weiter sie nach Norden kommt, schwächer wird. So schwach, dass sie schließlich in Deutschland das Geschlecht wechselt.
ps. Das Buch dürfte im Antiquariat erhältlich sein. Einfach nur köstlich.

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